Georg Baselitz, mit bürgerlichem Namen Hans Georg Kern, wird während des Zweiten Weltkriegs in Sachsen geboren. Die damalige Zeit ist geprägt von düsteren Themen wie Krieg, Vernichtung und Tod, die auch zum wesentlichen Inhalt seines künstlerischen Schaffens werden sollten. Der junge, umtriebige Maler wird nach kurzer Zeit von der Universität verwiesen, da er mit seinem provokanten, freizügigen Malstil innerhalb der sozialistischen Strukturen in Ostdeutschland aneckt. Eine seiner Arbeiten wird sogar von der Staatsanwaltschaft konfisziert.
Nach einem langwierigen Rechtsstreit geht es für den jungen Künstler wieder bergauf, er erhält ein Stipendium an der renommierten Villa Romana in Florenz. Der italienischen Sprache nicht mächtig, flüchtet der Künstler in die Museen und kann die alten Meister endlich aus nächster Nähe studieren. Es entstehen zwei bedeutende Werkserien – Helden und Neue Typen. Der Hirte aus der Serie der Helden gilt als Höhepunkt des Zyklus, der sich inhaltlich dem radikalen Erklärungsversuch widmet, wie sich Individuen in der zerrütteten Landschaft der Nachkriegszeit zurechtfinden. Die Heldenzeit scheint vorüber, die Stadt liegt in Trümmern, die Nahrung ist verdorrt. Der Hirte hat bei seiner Aufgabe, die Herde zu beschützen, versagt. Baselitz rechnet in der Werkserie schonungslos mit den Verfehlungen der Gegenwart ab. Er verpackt seine Gesellschaftskritik in eine beeindruckende Hommage auf die alten Meister des Manierismus, indem er mit den verzerrten Proportionen der Körperteile spielt, um Gesten ihrer Wichtigkeit zu unterstreichen. Die Serie der Helden wird so zu einem frühen Meilenstein seines Schaffens.