Marc Chagall, geboren im weißrussischen Witebsk, wo auch Größen der Kunstgeschichte wie Kasimir Malewitsch wirkten, erkannte bereits früh, dass die große Herausforderung der Malerei darin liegt, Gemälde zu erschaffen, die sich von jenen anderer Künstler unterscheiden. So war er beispielsweise der einzige Schüler seines Kunstlehrers, der die Farbe Lila verwendete.
Richtungsweisend für die Entwicklung seines eigenen Stils war für Chagall die Begegnung mit seinem Lehrer Leon Bakst, der ihm zu einer Reduktion der Farbpalette und einer kurvigeren Strichführung riet. Chagall war bewusst, dass Paris der einzige Ort war, an dem er zu künstlerischer Reife gelangen konnte. Er verbrachte vier Jahre in der französischen Metropole, sog dort das Werk Van Goghs auf und studierte die verschiedenen Auffassungen des Kubismus, den er sich in individueller Form aneignete.
Der Ausbruch des Kriegs zwang Chagall zur Rückkehr in seine Heimat, wo er seine geliebte Bella heiratete. Bella nimmt eine große Rolle in Chagalls frühem Werk ein – so auch in der Serie der Liebespaare, zu der Les Amoureux zählt. Die Bilder der Serie sind von einer magischen, traumhaften Stimmung geprägt, wobei Les Amoureux sich in signifikanten Details von den anderen Liebespaaren der Reihe unterscheidet: Die Gesichter sind hier einander zugeneigt, und der blaue, wolkige Hintergrund blendet die restliche Umgebung aus. Durch das Mittel der Malerei öffnete Chagall ein Fenster zu seinem Herzen und ließ die intime Werkserie zu einer innigen Liebesbekundung an seine Frau werden.