Beim Betrachten von Yves Kleins Schwammreliefs versinkt man in ein blaues Paralleluniversum voll atemberaubender Schönheit und berauschender Entleertheit. Die aus den Tiefen des Ozeans gewonnenen Schwämme strahlen eine übernatürliche, friedvolle Stille aus, der man sonst nur im Traum begegnet.
Der in Nizza geborene Yves Klein wuchs als Sohn eines Künstlerehepaars in einem kreativen Umfeld auf. Klein spürte schon früh ein intensives Farberleben und beschäftigte sich mit der psychologischen Wirkung von Farben. Das Ultramarinblau, das schließlich zu seiner Farbe werden sollte, verkörperte für den Künstler das „Undefinierbare“ und die „Unendlichkeit des Raumes“. Er bezeichnete den Himmel als erstes und größtes Monochrom und beanspruchte ihn gar als sein erstes Kunstwerk.
Farbe war für Klein ein Individuum, ein Charakter. Für seine Kunstwerke wollte er sie daher ausschließlich in reinster Pigmentform nutzen. Gemeinsam mit Künstlerkollegen und einem Ingenieur tüftelte er an einer Formel, die die Verwendung reiner Farbpigmente ermöglichen sollte. Im Jahr 1957 ließ Klein sein Blau schließlich unter dem Namen „IKB – International Klein Blue“ patentieren. In Anlehnung an Picassos Blaue und Rosa Periode entwickelte Klein seine monochrome Werkserie Blaue Revolution, wobei ihn vorrangig konkrete Handlungsvorschläge für die Blaue Bewegung interessierten, die das Denken und Handeln der Menschheit verändern würden.
Für einen fließenden Farbauftrag in seinen Monochromen verwendete Klein statt Pinseln Naturschwämme. Als er bei seiner Tätigkeit die Schönheit eines Schwamms in blau getränkter Farbe wahrnahm, wurde der Schwamm vom Arbeitsutensil zum Kunstwerk – und die erste Schwammskulptur entstand. Kleins erstes Schwammrelief RE1 befindet sich heute in der Heidi Horten Collection.