„Meine Bilder sind Gleichnisse, nicht Abbildungen“, so Ernst Ludwig Kirchner. Der hypersensible Maler gilt als einer der bedeutendsten deutschen Künstler des 20. Jahrhunderts. Gemeinsam mit Erich Heckel, Fritz Bleyl und Karl Schmidt-Rottluff gründete Kirchner im Jahr 1905 in Dresden die Künstlervereinigung „Die Brücke“. Das Programm der Gruppe war von utopischen Idealen und einem kämpferisch-jugendlichen Idealismus geprägt. Die „Brücke“-Künstler wollten erregen und die Welt verbessern. Eines ihrer Hauptanliegen war, einen gemeinsamen Stil zu finden, der durch leuchtende, große Farbflächen, klare Konturen und die Vereinfachung von Formen besticht. Innerhalb der Gruppe war Kirchner jedoch der „einsame Wolf“, mit dem ruhelos wirkenden Pinselduktus unterschieden sich seine Gemälde von jenen seiner Künstlerkollegen.
In den Jahren 1908, 1912, 1913 und 1914 verbrachte Ernst Ludwig Kirchner insgesamt etwa sechs Monate auf der Ostseeinsel Fehmarn. Während dieser Zeit schuf der Künstler eine enorme Fülle von Werken. Er verarbeitete seine Eindrücke in rund 120 Gemälden, 550 Aquarellen, Pastellen, Zeichnungen und Skizzen, sechzig Radierungen und Holzschnitten sowie einigen Skulpturen und Fotografien. Das Leitmotiv der Bilder, so auch von Weiblicher Akt mit Badezuber, ist der nackte Körper in freier Natur. Kirchner suchte offenbar die Einsamkeit und Unberührtheit der Natur, denn die Insel war zu jener Zeit noch kein beliebtes Reiseziel.
Kirchners Lebenswerk ist geprägt von der Bewältigung des formal Gegensätzlichen. Der Maler verachtete den schönen Schein und suchte das Wahrhaftige in der Kunst.