Künstlerische Interventionen
Tea Room
Das Gebäude der Heidi Horten Collection ist durch einen spielerischen Wechsel von historischen und zeitgenössischen Elementen geprägt, was auf vielfältige Art und Weise die Interessen der Sammlerin spiegelt. Der Tea Room, ein Kabinett klassischen Zuschnitts im ersten Obergeschoß des Museums, ist ein Ort des Verweilens und der Betrachtung. Künstlerische Interventionen stellen ihn in die Tradition höfisch-großbürgerlicher Repräsentationsräume.
Das samtige, tiefrote Deckenrelief Hans Kupelwiesers verleiht dem Raum eine prunkvolle und fantastische Atmosphäre und erinnert in seiner Funktionsweise an Fresken in barocken Palais- und Schlossbauten. Im Zusammenspiel mit der von Markus Schinwald entworfenen Möblierung, der Wandgestaltung und den eigens für den Raum gewebten Tapisserien ergibt sich ein Gesamtkunstwerk von zeitgenössischer Anmutung.
Die Künstler sprechen im Interview über ihre Werke, die eigens für das Museum entwickelt wurden.
HANS KUPELWIESER
Kupelwieser macht den Anschein, als würde er versuchen, „natürliche“ Eigenschaften von Oberflächen oder Strukturen in ihr Gegenteil zu verwandeln. Besonders deutlich wird das bei seinen aufgeblasenen Aluminium-Skulpturen, die überdimensioniert im Außenraum installiert sind. Sie wirken leicht und zerbrechlich, als würden sie wie Ballons davonschweben, hätte man sie nicht angebunden.

Hans Kupelwieser - Deckenrelief
Ohne Titel, 2022 Foto © kunst-dokumentation.com/Manuel Carreon Lopez Heidi Horten Collection, © Bildrecht, Vienna 2022



Markus Schinwald - Vitrinenwand
MARKUS SCHINWALD
Markus Schinwald wurde eingeladen, für den Tea Room eine Form für die Präsentation kleinformatiger Preziosen aus der Heidi Horten Collection zu entwickeln. Sein Konzept sieht eine textilbespannte Vitrinenwand vor, hinter der auf Stellagen kunsthandwerkliche Objekte ausgestellt werden. Sie sind durch goldgefasste, gläserne Bullaugen zu betrachten, welche die ganze Wand raumhoch durchziehen und Betrachter*innen erlauben, durch Bücken und Strecken in einen weiteren Sammlungsbereich einzutauchen.
Schinwald gestaltet für den Tea Room darüber hinaus textile Sitzmöglichkeiten, die durch Farbigkeit und Anordnung im Raum die Betrachtung der Kunst, die sich dort befindet, vorgeben.
ANDREAS DUSCHA
Geschichtliche Ereignisse und Begebenheiten, dazu Fakten zwischen Phänomen und Absurdität bilden den Ausgangspunkt der Werke von Andreas Duscha. Dabei lässt der Künstler oftmals das Triviale, vermeintlich Nebensächliche in den Vordergrund treten, um auf größere historische Zusammenhänge und deren Auswirkungen auf Mensch und Gesellschaft zu verweisen. Konzeptuelle Ansätze verschränken sich bei Duscha mit dem Experimentieren mit Materialien und Techniken, die er auf ihre ästhetischen Qualitäten hin untersucht. So stellen das Arbeiten mit analogen, teils antiquierten fotografischen Techniken und Reproduktionsverfahren sowie das Fertigen von Spiegeln aus Silbernitrat Konstanten in seiner künstlerischen Praxis dar.
Für die Vorräume der Sanitäranlagen des Museums hat der Künstler vier Arbeiten entwickelt, für die er nach einer aus dem 17. Jahrhundert überlieferten Rezeptur selbst Spiegel hergestellt hat. Diese zeigen jeweils Bouquets oder Arrangements diverser Blumen und Pflanzen, die sich auf gesellschaftliche Krisen beziehen. Ein Strauß setzt sich aus Blumen zusammen, die zu Namensgeberinnen politischer Umbrüche wurden, wie der Nelkenrevolution in Portugal 1974, der Tulpenrevolution in Kirgisien 2005 oder der Rosenrevolution in Georgien 2003. Ein weiterer Spiegel bezieht sich auf die Tulpenmanie 1637 in Holland, bei der Tulpen als Spekulationsobjekte eingesetzt wurden und die heute als erste Spekulationsblase der Geschichte gesehen werden kann. Eine weitere Arbeit befasst sich mit Neophyten, also invasiven, gebietsfremden Pflanzenarten, die sich negativ auf die Biodiversität von Ökosystemen auswirken. Der vierte Spiegel zeigt mythologische, mit dem Schlafmohn zugleich auch bewusstseinsbeeinträchtigende Pflanzen.




Andreas Duscha, Spiegelarbeiten, 2022