Marc Chagall
Marc Chagall lebt ein Leben zwischen zwei Welten. In Frankreich findet er Inspiration für Gemälde, die der jüdischen Kultur seiner Heimat ein berührendes Denkmal setzen. Poetisch spiegeln sie wider, was Chagall zeitlebens leitet: Die Frage nach der Bedeutung von Liebe, Identität und Exil im Dasein des Menschen.
Yves Klein
Das intensive International Klein Blue macht Yves Klein weltweit bekannt. Doch hinterlässt der Franzose mit seinen monochromen Werken und spektakulären Performances noch viel mehr, als sein legendäres Ultramarin.
Pablo Picasso
Picasso ist 50 Jahre nach seinem Tod noch immer einer der bekanntesten Maler der Welt. Fast sein ganzes Leben hat der Spanier erst in Paris und dann im französischen Süden verbracht. Doch wie wurde er zu dieser Ikone des 20. Jahrhunderts?
Die Sammlung & ihre Geschichte

»Ich bin stolz, dass ich mit meiner Sammlung und dem Bau des Museums etwas geschaffen habe, das bleibend ist, etwas, das nachfolgende Generationen auch noch erleben werden, wenn sie mein Museum besuchen und sich an der Kunst erfreuen, die mich lange glücklich gemacht hat«
Heidi Goëss-Horten
»Den echten Sammler erkennt man nicht an dem, was er hat, sondern an dem, worüber er sich freuen würde.«
Marc Chagall

Heidi Goëss-Horten (1941-2022) hat mit viel Feingefühl und Leidenschaft eine Kunstsammlung von internationalem Rang geschaffen. In den letzten Jahrzehnten ist ein beeindruckender Bestand von mehreren Hundert Gemälden, Skulpturen und Grafiken entstanden, der heute einen profunden Überblick über die Entwicklung der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts bietet. So vereint die Sammlung das Who is Who der Kunstgeschichte von der Jahrhundertwende über die klassische Moderne bis hin zur zeitgenössischen Kunst.
Die Sammlerin wuchs in einem familiären Umfeld auf, in dem Kunst ganz selbstverständlich zum Leben gehörte. Ihr Vater war technischer Zeichner und Graveur und fertigte Portraits seiner Tochter an, die heute Teil der Heidi Horten Collection sind.

Helmut Horten und Heidi Goëss-Horten
Lieselotte Strelow, Archiv Heidi Horten Collection
Mit ihrem ersten Ehemann Helmut Horten teilte sie das große Interesse an Kunst. Gemeinsam legten die beiden in den 1970er-Jahren die Basis für ihre umfangreiche Kunstsammlung, begleitet von zahlreichen Atelierbesuchen und Reisen, um Kunst vor Ort zu erleben und in ihrem Entstehen zu begreifen. Schon damals fanden hochkarätige Werke Eingang in die Privatsammlung: Neben bedeutenden Arbeiten des deutschen Expressionismus, beispielsweise Emil Noldes Gemälde „Rote Abendsonne“ oder Werken von Erich Heckel, zählen weiters Gemälde der internationalen Moderne zu den Beständen, darunter Schlüsselwerke von Marc Chagall und Pablo Picasso.
Heidi Goëss-Horten wählte Mitte der 1990er-Jahre einen aus heutiger Sicht außerordentlich günstigen Zeitpunkt, um vermehrt Kunst zu sammeln. Der Kunstmarkt war 1990 kollabiert und erholte sich nur allmählich (The Wall Street Journal, 1996).
Beim Aufbau der Heidi Horten Collection war es der Sammlerin stets ein Anliegen, sich keinerlei Moden zu unterwerfen. Von jeher lebt Heidi Goëss-Horten mit den Werken, umgibt sich mit ihnen in ihrem Zuhause. Sammlerin aus Leidenschaft, ist für sie die persönliche Beziehung zu und die individuelle Beschäftigung mit den Kunstwerken wichtig.
Besonders in der Anfangsphase ihres verstärkten Engagements als Sammlerin erregte Heidi Goëss-Horten, stets um Diskretion und Anonymität bemüht, mehrmals die Aufmerksamkeit internationaler Medien.

Damien Hirst, beautiful, vaginal, spiral, escalating, blood, space, escape painting, 1995
© Bildrecht, Wien, 2022
So etwa als sie in einer einzigen Auktion in London rund 30 Meisterwerke der modernen und zeitgenössischen Kunst erwarb und so der Sammlung über Nacht kunsthistorische Bedeutung und Profil verlieh.
Die Bandbreite der Sammlung hatte sich dadurch maßgeblich verändert, führte nun Namen an, die bisher nicht vertreten gewesen waren, darunter Pierre-Auguste Renoir, Joan Miró, Max Pechstein, Carl Hofer, Pablo Picasso, Henri Matisse, Paul Klee, René Magritte, Fernand Léger, Niki de Saint Phalle, Egon Schiele, Lucio Fontana, Jean Dubuffet, Lucian Freud, Francis Bacon, Yves Klein sowie Georg Baselitz. Künstler, deren Werke ohne Zweifel heute zu den Highlights der Sammlung zählen.
In den darauffolgenden Jahren begann Heidi Goëss-Horten mit Ankäufen wichtiger Arbeiten von Andy Warhol und Roy Lichtenstein einen Schwerpunkt zur Pop-Art innerhalb der Sammlung anzulegen. Je größer der Bestand wurde, umso ersichtlicher die Liebe der Sammlerin zu ihrer Kunst – intensiv beschäftigte sie sich mit den Hintergründen zu den einzelnen Werken.
Im Laufe ihrer Sammlungstätigkeit widmete sich Goëss-Horten zunehmend dem Kunstschaffen von Gegenwartskünstler*innen. So fanden schon früh wegweisende Arbeiten von Damien Hirst, Niki de Saint Phalle, Sigmar Polke oder Gerhard Richter Eingang in die Sammlung.
Die Heidi Horten Collection aktuell

Heute beherbergt die Heidi Horten Collection nicht nur Gemälde und Grafiken, sondern besticht auch durch einen Skulpturenpark, der über die Jahre beeindruckende Dimensionen angenommen hat und im neu eröffneten Museum seinen Platz findet.
Mit den heutigen Sammlungsschwerpunkten der Kunst des Wien um 1900, des deutschen und des internationalen Expressionismus, der Arte Povera, der europäischen Nachkriegskunst und der Pop-Art ist die Heidi Horten Collection zu einem Panoptikum mit musealem Charakter geworden. Was aus Leidenschaft begann, repräsentiert heute einen historischen Streifzug durch die Kunstgeschichte der letzten hundert Jahre. Betrachtet man die Sammlung, so lässt sich an ihr ablesen, wie sich einzelne Interessensfelder herausbildeten, wie Künstler einander gegenseitig beeinflussten und worin das Revolutionäre im Œuvre jeder einzelnen künstlerischen Position liegt.
Mit der Museumsgründung macht Heidi Goëss-Horten einen Schritt in eine kulturelle Zukunft für die Sammlung, die den Kanon öffentlicher Kunstgeschichte mitbeeinflussen wird. Darüber hinaus reiht sie sich in eine traditionsreiche Reihe von Sammler*innen ein, die durch ihre Vision Orte für die öffentliche Auseinandersetzung mit Kunst geschaffen haben. Dem Charakter einer Privatsammlung entsprechend, handelt es sich um sehr persönliche Räume, deren Zweck es ist, allen Interessierten neue Zugänge zur Kunst zu ermöglichen.
Zum Vermögensaufbau Helmut Hortens
Die wissenschaftliche Aufarbeitung der unternehmerischen Tätigkeit von Helmut Horten während des 2. Weltkrieges war der Sammlerin und der Helmut Horten Stiftung ein Anliegen. Heidi Goëss-Horten hat daher den Historiker Herrn Prof. Dr. Peter Hoeres (Universität Würzburg) mit einem wissenschaftlichen Gutachten über den Vermögens- und Geschäftsaufbau von Helmut Horten im Kontext der „Arisierung“ in der Zeit des „Dritten Reiches“ beauftragt. Die wissenschaftliche Aufarbeitung durch Herrn Prof. Dr. Hoeres erfolgte nach dem Primat der Wissenschaft. Die Ergebnisse zeigen ein differenziertes Bild des Unternehmers Helmut Horten und korrigieren einige Gerüchte.
Das Gutachten wurde auf der Website des Lehrstuhls für Neueste Geschichte des Instituts für Geschichte der Julius-Maximilians-Universität Würzburg veröffentlicht und ist hier abrufbar.


