Werktitel: Red Savoy (Jean-Michel Basquiat, 1983)
Inventarnummer: K-80
Größe/Material: 167,5 × 153,3 cm, Acryl und Öl auf Leinwand
Merkmale: signiert, betitelt und datiert Nov. 83 auf der Rückseite
The Estate of Jean-Michel Basquiat/Bildrecht, Wien, 2024
Eine Figur mit maskenhaftem Gesicht, die Arme hochgerissen, zieht alle Aufmerksamkeit auf sich. Sie ist zentral in diesem Schlüsselwerk des afroamerikanischen Künstlers Jean-Michel Basquiat platziert, in dessen Œuvre sich häufig frontale figürliche Darstellungen finden. Was auf den ersten Blick an haitianischen Voodoo erinnert, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Dirigent mit erhobenen Armen – Basquiat stellt hier also einen Bezug zur Musik her. Denn darum geht es in dem Gemälde Red Savoy: Basquiat zollt der Musik seinen Tribut. So erinnern die Gitternetzlinien im Hintergrund an die Art und Weise, wie John Cage Notenpapier für die Notation einiger seiner Kompositionen genutzt hat – Basquiat bewundert ihn für seine experimentellen Stücke. Eine Notenlinie über der Figur scheint von ihr in der Schwebe gehalten zu werden, darüber die Zeile „RED CROSS BEGINNING OF THE THEME (FIG 1.)“. Links befindet sich eine Textkolonne, bestehend aus einzelnen, zum Teil durchgestrichenen Worten und kurzen Phrasen, wie „ANOTHER HAIRDO“ oder „MARMADUKE“. Diese nehmen Bezug auf Liedtitel des Jazzmusikers und Saxophonisten Charlie Parker. Die meisten davon befinden sich auf seinem in den 1940er-Jahren entstandenen Album Complete Savoy Sessions, das namensgebend für das Gemälde ist.
In Jean-Michel Basquiats Kunst finden sich immer wieder Bezüge auf Musik, Kunst und Popkultur. Vorherrschend ist aber oft eine Auseinandersetzung mit Rassismus und der Unterdrückung schwarzer Menschen in den USA sowie mit der afroamerikanischen Geschichte und der Sklaverei. Basquiats Vater war Haitianer, und auch er selbst lebt einige Jahre auf der Insel, deren Traditionen immer wieder in seine Bilder einfließen. Basquiats Kunst ist politisch – er malt in einer eurozentristischen Kunstwelt gegen einen Ausschluss der afroamerikanischen Kultur an. Basquiat macht sich bereits im Teenageralter in New York einen Namen als Graffitikünstler, malt zusammen mit Andy Warhol und ist 1982 mit gerade einmal 21 Jahren bei der documenta 7 vertreten. 1988 stirbt Basquiat an einer Überdosis – trotz seiner kurzen Schaffensperiode hinterlässt er mehrere Tausend Arbeiten, die auf Auktionen Höchstpreise erzielen und in Ausstellungen weltweit vertreten sind. AW
+ PROVENIENZ
… | Galerie Bruno Bischofberger, Zürich |
1987 | Privatsammlung, Schweiz |
10.12.1997 | Sotheby’s London, Contemporary Art, Part I, Lot 42, S. 92-93 |
1997 | Heidi Horten |
2022 | HGH Vermögensstiftung |
+ LITERATUR
Enrico Navarra (Hg.), Jean-Michel Basquiat, Vol. II, Paris & New York 2000, S. 180, Nr. 1. |
Heidi Horten Collection / Agnes Husslein-Arco (Hg.), WOW! The Heidi Horten Collection, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2018, korrigierte 2. Auflage, S.63, S. 65-66. |
Heidi Horten Collection / Agnes Husslein-Arco & Rolf Johannsen (Hg.), Sammlungsführer, Wien 2023, S. 160-161. |