Werktitel: Mädchen mit gelber Maske/Mädchen mit großem Federhut (Max Pechstein, 1910)
Inventarnummer: K-111
Größe/Material: 52 × 52 cm, Öl auf Leinwand
Merkmale: sign. und dat. recto re. u. "M. Pechstein 1910"


Die Frau mit modischer Kurzhaarfrisur, ein turbanartig geschlungenes Tuch tragend, hat den Kopf in den Nacken gelegt und schaut nach oben. Der Mund ist leicht geöffnet, Nase, Augen- und Stirnpartie sind von einer gelben, teilweise ins Grünliche schimmernden Maske verdeckt. Die Augen erscheinen wie dunkle Löcher. Die Farben des Tuches und der Maske finden sich im Hintergrund wieder, ebenso das Rot der Lippen. Das gleiche Rot verwendet Max Pechstein auch für den Halsausschnitt des Kleides: Nicht die Frau als Individuum ist das Thema, sondern das Wechselspiel und die gegenseitige Beeinflussung der Farben Gelb, Rot, Grün und Blau, Letzteres in Schattierungen von fast schwarz bis zu einem hellen Blaugrau.
Tief beeindruckt von der Stadt und den „bunten“, starkfarbigen Bildern der Künstler des Fauvismus (von frz. fauves – Raubtiere, Bestien), kehrt Pechstein im Spätsommer 1908 von einem neunmonatigen Paris-Aufenthalt nach Deutschland zurück. Er gehört zu den Brücke-Künstlern, lässt sich aber nicht wieder in Dresden nieder, wo seine Künstlerkollegen Erich Heckel und Ernst Ludwig Kirchner leben und arbeiten, sondern bezieht ein Atelier in Berlin. Der Kontakt nach Dresden bricht jedoch nicht ab.
Gemeinsam mit Heckel und Kirchner malt Pechstein 1909 in Moritzburg bei Dresden.
Im folgenden Jahr besucht er Heckel in Dangast, danach treffen sich beide mit Kirchner an den Moritzburger Teichen. Vermutlich nimmt Pechstein auch Kontakt zu Münchner Künstlern, namentlich zu Wassily Kandinsky und Franz Marc auf, dessen Werk Rote Rehe I (im gleichen Jahr wie Die gelbe Maske II entsteht.
Der Einfluss, den die Fauves auf die Malerei der Brücke-Künstler nehmen, ist kaum zu übersehen. Zu verdanken ist dies nicht zuletzt Pechstein wie auch der Henri-Matisse-Ausstellung, die Pechstein und Kirchner im Januar 1909 in Berlin sehen. War bis dahin Vincent van Gogh, dessen nervöser Pinselduktus noch in Heckels Dangaster Landschaft nachwirkt, das maßgebliche Vorbild, so weicht dieser um 1910 dem großzügigen flächigen
Farbauftrag, wie wir ihn in Die gelbe Maske II oder in dem Doppelbildnis Erich Heckel und Sidi Riha beobachten können. Wie bei Heckel und Kirchner ist auch die Rückseite von Die gelbe Maske II bemalt. Dargestellt ist dort, um 180 Grad gedreht, eine junge Frau mit Federhut.
+PROVENIENZ | |
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1910 | Datierung vom Künstler |
[…] | |
Ab 1932 | Rudolf Ibach, Berlin/Barmen |
1940–1945 | Etta Stangl, Tochter Ibachs, München |
1945–1968 | Kurt Reutti und Dore Reutti, Berlin |
[…] | |
1972 | Arnold A. Saltzmann, New York |
1972–1973 | Leonard Hutton Galleries, New York |
1973–1974 | Roman Norbert Ketterer, Campione d'Italia, Stuttgart |
30.3.1974 | Helmut Horten |
1987 | Heidi Horten |
2022 | HGH-Vermögensstiftung |
+LITERATUR |
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Max Osborn, Max Pechstein, Berlin 1922, Nr. 80, S. 169 |
Berliner Secession, Max Pechstein, Ausst.-Kat. der 67. Ausstellung Dezember 1931 – Januar 1932, Berlin 1931 |
Jürgen Schilling, Max Pechstein. Eine Ausstellung des Kreises Unna. Schloß Cappenberg, Ausst.-Kat., Bönen: Druck Verlag Kettler, 1989, Abb. 54 |
Werner Schweiger, Rudolf Ibach. Mäzen, Förderer und Sammler der Moderne 1873–1940, hrsg. von Adolf Ibach, Charlotte Mittelsten Scheid-Ibach und der Erbengemeinschaft nach Etta und Otto Stangl, Privatdruck, Wien/Wuppertal: Druckhaus Grasl, Bad Vöslau 1994 |
Werner Schweiger, Rudolf Ibach. Mäzen, Förderer und Sammler der Moderne 1873–1940, hrsg. von Adolf Ibach, Charlotte Mittelsten Scheid-Ibach und der Erbengemeinschaft nach Etta und Otto Stangl, Privatdruck, Wien/Wuppertal: Druckhaus Grasl, Bad Vöslau 1994 |
Cora Eggers-Wrublick, Das Porträt in der Malerei Max Pechsteins, Diss., Essen 2004, S. 258, Nr. 30 |
Bearbeiter*in: Nathalie Neumann