Werktitel: Forest Scene (Roy Lichtenstein, 1980)
Inventarnummer: K-101
Größe/Material: 243,8 × 325,1 cm, Öl und Acrylfarbe auf Leinwand
Merkmale: datiert 1980
Estate of Roy Lichtenstein/Bildrecht, Wien, 2024
Laute Farben, präzis gesetzte Linien, reduzierte Motive – in diesem „Stil“ schmiegt sich ein Tier an einen Baum. Zwei weitere Tiere der gleichen Art sind auszumachen, dazu ein Mensch. So wie sie sind auch die Bäume und Blumen stark vereinfacht dargestellt. In seinem knapp acht Quadratmeter großen Gemälde Forest Scene greift der US-amerikanische Künstler Roy Lichtenstein verschiedene Elemente aus den Werken anderer Künstler auf. Er filtert aus historischen Vorbildern Klischees heraus – die einerseits ironisch weiterverwendet werden und andererseits die interpretatorische Auseinandersetzung des Künstlers mit der Kunstgeschichte verdeutlichen. Lichtenstein orientiert sich dabei vornehmlich an den Werken der deutschen Expressionisten. An dieser Kunstrichtung fasziniert ihn besonders die Bildsprache, die kantigen Formen, die Betonung der Umrisslinie und die kräftige, häufig nicht an den Gegenstand gebundene Farbigkeit. Der Expressionismus gilt in der Zeit des Nationalsozialismus als „entartet“. Zahlreiche Werke gelangen über den Kunsthandel in US-amerikanische Museen und Privatsammlungen, womit Lichtenstein bereits in jungen Jahren die Möglichkeit hat, Arbeiten von Alexej Jawlensky, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner und anderen zu sehen.
Besonders beeindruckt ist Lichtenstein von Franz Marcs Rote Rehe I. Es dient ihm als Vorbild und Inspiration für Forest Scene. Nahezu wörtlich übernimmt er das Motiv des Rehs, das sich um einen Baum zu winden scheint, transformiert es in seine eigene Form- und Farbensprache und schafft aus dem Versatzstück eine eigene Paraphrase. Nach seinem Kunststudium ist Lichtenstein an der Ohio University als Dozent tätig, 1957 übersiedelt er wieder nach New York. Auch dort arbeitet er an Universitäten und trifft so auf Künstler wie Claes Oldenburg. 1961 lernt er mit Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Jasper Johns die wichtigsten Vertreter der Pop-Art kennen und tritt mit dem berühmten Galeristen Leo Castelli in Kontakt. Heute zählt Lichtenstein zu den bedeutendsten Pop-Art-Künstlern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Drei Charakteristika prägen seinen Stil: die Verbindung von Kunst und Alltags- und Konsumgütern, die Einführung von Sprechblasen in die bildende Kunst sowie die Verwendung der sogenannten Benday Dots. PS
+ PROVENIENZ
… | Leo Castelli Gallery, New York |
… | Francois de Menil, New York |
1983 | Privatsammlung, Los Angeles |
19.11.1996 | Sotheby’s New York, Contemporary Art, Part I, Lot 40 |
1996 | Heidi Horten |
2022 | HGH Vermögensstiftung |
+ LITERATUR
Lawrence Alloway, Lichtenstein, Ausstellungskatalog, Hudson Hills Press & the Saint Louis Art Museum, New York 1983, S. 98. |
Geneviève Breereete, Lichtenstein. le face à face, in: Le Monde, Paris 23. Sept. 1982, S. 19. |
I. Michael Danoff, Paintings That Make Your Retinas Dance, in: Artnews, New York, Nr. 9 (Nov. 1981), S. 122-125. |
Robert W. Duffy, Getting Lichtenstein Show on Road, in: St. Louis Post-Dispatch, Sunday Magazine, April 19, 1981, S. 6-11. |
Diane Waldmann, Roy Lichtenstein, Guggenheim Museum, New York 1993, Nr. 203. |
Heidi Horten Collection / Agnes Husslein-Arco (Hg.), WOW! The Heidi Horten Collection, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2018, korrigierte 2. Auflage, S. 302-306. |
Heidi Horten Collection / Agnes Husslein-Arco & Rolf Johannsen (Hg.), Sammlungsführer, Wien 2023, S. 158-159. |