Werktitel: Blaues Schwammrelief (RE 1) (Yves Klein, 1958)
Inventarnummer: K-58
Größe/Material: 200 x 165 cm, IKB-Farbpigment, synthetisches Harz und Naturschwämme auf Leinwand
Bildrecht, Wien, 2024
Blau ist für den in Nizza geborenen Yves Klein die Farbe der unendlichen Weiten des Himmels und des Ozeans. Während seiner Judo-Ausbildung 1952 bis 1953 am Kōdōkan- Institut in Tokio experimentiert der Künstler mit Monochromen in verschiedenen Farben und entscheidet sich für Ultramarin, dessen „blaue Tiefe“ eine immaterielle Sensibilität und spirituelle Poesie ausstrahlt. Später erweitern Pink und Gold seine Farbpalette.
Klein ist fasziniert von den leuchtenden Farbpigmenten in Puderform, wie sie im Farbengeschäft erhältlich sind. Um die Magie des reinen Farbpigments durch Bindemittel wie Öl nicht zu schmälern, entwickelt er mit der Hilfe eines Pariser Farbenhändlers und eines französischen Chemiekonzerns eine spezielle chemische Mischung, die er ab 1957 einsetzt und 1959 mit dem Architekten Werner Ruhnau verfeinert. Durch ihn kann er im Gelsenkirchener Musiktheater im Revier seine einzigen Schwammreliefs im öffentlichen Raum realisieren. Um das alleinige Nutzungsrecht an dieser Farbe zu „besitzen“, lässt sie der Künstler 1960 unter der Bezeichnung „IKB-International Klein Blue“ patentieren und ruft eine „blaue Revolution“ aus.
Anfangs trägt Klein die Farbe mit Rollen, später mit Naturschwämmen auf. Als er die Schönheit eines in Ultramarin getränkten Schwammes entdeckt, wird das ursprüngliche Arbeitsinstrument durch seine Fähigkeit, die Farbe komplett aufzusaugen, zum wichtigsten Element seines künstlerischen Vokabulars. Dazu kommen kleine Kieselsteine. Klein kreiert 1957 die erste Schwammskulptur sowie 1958 das erste Schwammrelief. RE 1 (Rélief Éponge Bleu) ist das erste Meisterwerk dieses neuen Werkkomplexes. Die monochrome Komposition mit in IKB-Blau getauchten Naturschwämmen und Kieselsteinen strahlt eine Aura friedlicher Stille und poetischer Ruhe aus. Sie zeigt eine im Ultra- marin versunkene Welt, ein blaues Paralleluniversum, das durch seine atemberaubende Schönheit und geklärte Harmonie beeindruckt. Man glaubt, auf den Grund des Meeres und in die eigene Seele zu blicken.
Nach Kleins plötzlichem Tod 1962 bleibt RE 1 (Rélief Éponge Bleu) im Besitz seiner ebenfalls künstlerisch tätigen Witwe Rotraut Klein, Schwester des Objektkünstlers Günther Uecker, die es in den bedeutenden Klein-Ausstellungen 1969 in der Galleria Civica d’Arte Moderna e Contemporanea in Turin und 1971 im Kunstverein Hannover zeigt. VT
+ PROVENIENZ
… | Rotraut Klein (geborene Uecker), Paris |
… | Alfred Schmela, Köln |
… | Sammlung Moenter, Deutschland |
15.11.2000 | Christie’s New York, Post-War, Lot 40, S. 118-122 |
2000 | Heidi Horten |
2022 | HGH Vermögensstiftung |
+ LITERATUR
P. Wember, Yves Klein, Köln 1969, S. 80, Nr. RE1. |
Heidi Horten Collection / Agnes Husslein-Arco (Hg.), WOW! The Heidi Horten Collection, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2018, korrigierte 2. Auflage, S.236-242. |
Heidi Horten Collection / Agnes Husslein-Arco & Rolf Johannsen (Hg.), Sammlungsführer, Wien 2023, S. 118-119. |