Bernard Buffet
Bernard Buffet in seinem Studio, 1989. Credits: Danielle Buffet
„Alles auf der Welt ist eine zukünftige Antiquität.”
Bernard Buffet
Bernard Buffet wird am 10. Juli 1928 in Paris geboren und wächst im Pariser Viertel Batignolles auf.
Seine Eltern Charles und Blanche Buffet, geborene Colombe, gehören der Mittelschicht an. Ihre Familien haben Wurzeln im Norden und Westen Frankreichs. Seine Mutter nimmt ihn oft mit in den Louvre. Als Zehnjähriger beginnt er sich für grafische Kunst zu interessieren. In der Zeit der deutschen Besatzung besucht er das Lycée Carnot und nimmt an Abendkursen der Stadt Paris teil, wo ihn 1942 Monsieur Darbefeuille das Zeichnen lehrt.
Nur zwei Jahre, von 1943 bis 1945 studiert er an der École nationale supérieur des Beaux-Arts im Atelier von Eugène Narbonne, dann beendet er nur 17-jährig seine Ausbildung, um als freischaffender Künstler zu leben. In dieser Zeit stirbt auch seine Mutter.
Frühe Erfolge
Buffet schließt sich der Kunstbewegung La Jeune Peinture der École de Paris an. Sein erstes Gemälde wird 1946 im Salon des moins de trente ans ausgestellt, der von der Galerie des Beaux Arts organisiert wird. Ab 1947 stellt er im Salon des Indépendants (Salon der Unabhängigen) und im Salon d’Automne (Herbstsalon) aus. Buffet erhält 1948 zusammen mit Bernard Lorjou, der mit mehreren Werken in der Heidi Horten Collection vertreten ist, den Prix de la Critique (Preis der Kritik) für sein Gemälde Deux hommes à table (Zwei Männer am Tisch) von 1947 und schließt sich der von Lorjou im selben Jahr gegründeten Malergruppe L’homme-témoin (Der Mensch als Zeuge) an, die die figurale Malerei gegenüber der abstrakten verteidigt. Buffet ist auch mit Maurice Utrillo, der in der Heidi Horten Collection vertreten ist, und Georges Rouault befreundet, die ihn 1948 dem Kunsthändler Maurice Girandin vorstellen, der ihn unter Vertrag nimmt.
Bernard Buffet, Deux Hommes à table (Zwei Männer am Tisch), 1947, Öl auf Leinwand
Buffets Mal- und Zeichenstil
Er malt gerne in Serien wie 1954 zu den Schrecken des Krieges oder 1957 die kalligrafische Druckgrafikserie la voix humaine (die menschliche Stimme) nach Jean Cocteau. Berühmt sind auch seine unzähligen Clown-Porträts und seine japanischen Motive zum Kabuki-Theater.
Buffet bleibt sein Leben lang ein figurativer Maler, der mit seinen Gemälden Geschichten erzählt. Zu seinen Vorbildern gehören Rembrandt, Van Gogh, Courbet und Géricault. Buffets Oeuvre umfasst mehr als 8.000 Gemälde sowie unzählige Druckgrafiken.
Buffet der Malerstar
Sein größter Sammler wird Jean Negulesco, der allein 1949 einundzwanzig Werke von Buffet ersteht. Er kann einige Arbeiten in Hollywood-Filmen wie Three Coins in the Fountain und How to Marry a Millionaire unterbringen und verkauft seinen amerikanischen Freunden, Schauspielern und Regisseuren wie Humphrey Bogart, Lauren Bacall, Alfred Hitchcock, Kirk Douglas und John Huston viele Gemälde des französischen Künstlers. Buffet erhält 1950 den Prix de Puvis de Chavannes.
Wichtige Kunstmuseen wie die Tate Gallery in London, das Kunstmuseum Basel, das Musée National d’Art Moderne in Paris und das Museum of Modern Art in New York kaufen seine Werke, die auch weltweit ausgestellt werden. Im japanischen Surugadaia wird 1971 das Bernard Buffet Museum eröffnet, das die 2000 Werke umfassende Sammlung von Kiichiro Okano beherbergt. Im selben Jahr wird Buffet in Frankreich Ritter der Ehrenlegion und 1973 als Nachfolger von dem Maler und Bildhauer Paul Jove in die Académie des beaux-arts aufgenommen.
Das Musée postal de Paris richtet 1978 anlässlich seiner 3 Francs Briefmarke eine große Retrospektive aus. Auch das Institut français in Berlin, das Museum moderner Kunst in Tokio, das Gemeentemuseum de Wieger in Deurne, das Puschkin Museum in Moskau, die Eremitage in Sankt Petersburg, das Hyundai Museum in Séoul und die Documenta-Halle in Kassel zeigen erfolgreiche Ausstellungen des Künstlers.
Le Phare und Voliers
Bild 1: Bernard Buffet, Le Phare (Der Leuchtturm), 1959. Kaltnadel-Radierung, 37,5 x 43 cm, Heidi Horten Collection
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Bild 2: Bernard Buffet, Voiliers (Segelschiffe), 1959. Kaltnadel-Radierung, 37,5 x 43,5 cm, Heidi Horten Collection
In der Heidi Horten Collection ist Bernard Buffet mit zwei Druckgrafiken vertreten: Le Phare (Leuchtturm) und Voliers (Segelschiffe). Es handelt sich um Kaltnadelradierungen. Beide entstehen 1959 als Buffet ein gefeierter Künstler ist und am Höhepunkt seiner Karriere steht. Die Drucke können zu einer Serie von Meeresmotiven gehören, wobei Buffet die Motive Leuchtturm und Segelschiffe vor der Haustür von seinem Anwesen in Saint-Cast in der Bretagne hat. Der Ort verfügt sowohl über Leuchtturm als auch Jachthafen. Die beiden Radierungen zeigen Buffets unverkennbaren Zeichenstil aus Schraffur-artig gesetzten, dynamischen Linien. Er abstrahiert und reduziert sein Motiv, bleibt aber immer figural.
Buffets Abstieg und letzte Lebensphase
Am Beginn der 1970er Jahre beginnt der Preisverfall seiner Werke, die nicht mehr en vogue sind. Angesagt sind jetzt abstrakte Malerei und Pop-art. Seine Arbeiten verschwinden von den Museumspräsentationen in die Depots der Museen und Buffet wird zum Kitschmaler degradiert. Die Kunstwelt wendet sich von ihm ab. Der Künstler isoliert sich anfangs in seinem Atelier in Saint-Cast in der Bretagne, 1984 kauft er das Anwesen Le Domain de la Baum in Tourtour in der Provence, wo er seine letzten Lebensjahre verbringt. Heute ist es ein Luxushotel. Am Ende seines arbeitsreichen Künstlerlebens erkrankt Buffet an Parkinson. Zuletzt kann er nicht mehr den Pinsel halten und muss das Malen aufgeben. Am 4. Oktober 1999 nimmt er sich mit einem Plastiksack und einem Klebeband in seinem Haus in Tourtour selbst das Leben. Seine Frau Annabel Buffet stirbt nur sechs Jahre später 2005 in einem amerikanischen Militärspital in Neuilly-sur-Seine.
Buffets posthumes Revival
Im 21. Jahrhundert findet posthum eine Neubewertung von Buffets künstlerischem Oeuvre statt. In Frankreich werden mehrere erfolgreiche Ausstellungen gezeigt und das neue Interesse führt wieder zu einem Preisanstieg seiner Werke. Vor allem die große Retrospektive 2016 im Musée National d’Art Moderne (MAM) in Paris mit hundert, teils großformatigen Arbeiten des Künstlers bringt die Trendwende. Das aktuelle Buch des britischen Autors Nicholas Foulkes Bernard Buffet: The Invention of the Modern Mega-Artist erzählt die kontroverse Geschichte von Leben und Werk, Aufstieg und Fall des französischen Künstlers aus einer heutigen Perspektive.
Autorin: Verena Traeger
Quellen
Friend, David
2016 Forgotten French Artist Bernard Buffet Finally gets a Reappraisal, Vanity Fair
https://www.vanityfair.com/culture/2016/08/french-artist-bernard-buffet
Gagneaux, Dominique
2016 Bernard Buffet – rétrospective, Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris
https://www.mullenbooks.com/pages/books/160948/dominique-gagneaux/bernard-buffet-retrospective-musee-dart-moderne-de-la-ville-de-paris?soldItem=true
Müller, C. O. (Präsident der Ausstellungsleitung1963 Französische Malerei der Gegenwart, Ausstellungskatalog Haus der Kunst, München, Seite 25
Alateia
https://fr.aleteia.org/2016/11/11/lart-de-bernard-buffet-sort-de-lombre/
Champetier
https://www.mchampetier.com/Biographievermerke-Bernard-Buffet.html
Expertisez
https://www.expertisez.com/magazine/bernard-buffet
Geneat
https://gw.geneanet.org/wikifrat?lang=de&n=schwob&oc=0&p=annabel
Lempertz
https://www.lempertz.com/en/catalogues/artist-index/detail/buffet-bernard.html
Maurice Garnier Gallery
http://museebernardbuffet.com/
MOMA
https://www.moma.org/artists/855
Voir ou revoir
https://www.voir-ou-revoir.com/2016/11/bernard-buffet-mam-paris-novembre-2016.html
Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Bernard_Buffet
https://en.wikipedia.org/wiki/Bernard_Buffet