Bernard Buffet

Seine Eltern Charles und Blanche Buffet, geborene Colombe, gehören der Mittelschicht an. Ihre Familien haben Wurzeln im Norden und Westen Frankreichs. Seine Mutter nimmt ihn oft mit in den Louvre. Als Zehnjähriger beginnt er sich für grafische Kunst zu interessieren. In der Zeit der deutschen Besatzung besucht er das Lycée Carnot und nimmt an Abendkursen der Stadt Paris teil, wo ihn 1942 Monsieur Darbefeuille das Zeichnen lehrt. 

Buffet entwickelt früh seinen eigenen, unverkennbaren Mal- und Zeichenstil aus kräftigen expressiven Umrisslinien. Seine Kompositionen zeigen eher eckige Formen und ausgezehrte, knochige Figuren, die er in fahlen Farben malt und schwarz konturiert. Seine Grafiken zeichnet und graviert er mit einer Schraffur-artigen Strichführung, in der er auch signiert. Seine Themen sind vielfältig und reichen von Porträts, Stillleben und Landschaften samt Stadtansichten bis zu aktuellen politischen, historischen, literarischen und religiösen Themen. Er malt gerne in Serien wie 1954 zu den Schrecken des Krieges oder 1957 die kalligrafische Druckgrafikserie la voix humaine (die menschliche Stimme) nach Jean Cocteau. Berühmt sind auch seine unzähligen Clown-Porträts und seine japanischen Motive zum Kabuki-Theater. Buffet bleibt sein Leben lang ein figurativer Maler, der mit seinen Gemälden Geschichten erzählt. Zu seinen Vorbildern gehören Rembrandt, Van Gogh, Courbet und Géricault. Buffets Oeuvre umfasst mehr als 8.000 Gemälde sowie unzählige Druckgrafiken.

Von 1950 bis 1958 lebt Buffet mit Pierre Bergé (1930 Île d'Oléron – 2017 Saint-Rémy-de-Provence) zusammen, der auch sein Agent wird. Die lernen sich in einem Pariser Café kennen. Sie ziehen gemeinsam in die Provence und leben 1951 kurz bei Giono in Manosque und danach bis 1955 in Nanse. Sie trennen sich 1958, als Bergé den französischen Modeschöpfer Yves Saint Laurent trifft, mit dem er bis zu dessen Tod 2008 zusammenbleibt. Nach ihrer Trennung heiratet Buffet im Dezember 1958 die Chanteuse Annabel Schwob (1928 Paris – 2005 Neuilly-sur-Seine). Die beiden adoptieren drei Kinder: Virginie (geb. 1962), Danielle (geb. 1963) und Nicolas (geb. 1973).

Die Galerie Charpentier zeigt 1958 die erste große Retrospektive von Buffets Werken. In der Folge entwirft er Bühnendekorationen für ein Ballett von François Sagan und mehrfach Buch-Illustrationen für Jean Cocteau und François Sagan. In den 1950ern wird Buffet als Maler des Existentialismus gefeiert. Er gehört zur Avantgarde der 1950er und 1960er Jahre und wird zeitweise sogar als Nachfolger Pablo Picassos gehandelt. Buffet erzielt ähnlich hohe Preise wie Picasso, der den jüngeren Künstler aber als „Scherz“ (Friend 2016) bezeichnet. Der Malerstar Bernard Buffet wird 1958 von der New York Times neben Brigitte Bardot, Roger Vadim, François Sagan und Yves Saint Laurent zu Frankreichs Fabulous Young Five gezählt. Seine Werke sind très chic und werden vom internationalen Jet-Set gesammelt.

Wichtige Kunstmuseen wie die Tate Gallery in London, das Kunstmuseum Basel, das Musée National d’Art Moderne in Paris und das Museum of Modern Art in New York kaufen seine Werke, die auch weltweit ausgestellt werden. Im japanischen Surugadaia wird 1971 das Bernard Buffet Museum eröffnet, das die 2000 Werke umfassende Sammlung von Kiichiro Okano beherbergt. Im selben Jahr wird Buffet in Frankreich Ritter der Ehrenlegion und 1973 als Nachfolger von dem Maler und Bildhauer Paul Jove in die Académie des beaux-arts aufgenommen.

Buffets posthumes Revival 

Im 21. Jahrhundert findet posthum eine Neubewertung von Buffets künstlerischem Oeuvre statt. In Frankreich werden mehrere erfolgreiche Ausstellungen gezeigt und das neue Interesse führt wieder zu einem Preisanstieg seiner Werke. Vor allem die große Retrospektive 2016 im Musée National d’Art Moderne (MAM) in Paris mit hundert, teils großformatigen Arbeiten des Künstlers bringt die Trendwende. Das aktuelle Buch des britischen Autors Nicholas Foulkes Bernard Buffet: The Invention of the Modern Mega-Artist erzählt die kontroverse Geschichte von Leben und Werk, Aufstieg und Fall des französischen Künstlers aus einer heutigen Perspektive.