Blanche Camus
"Gemälde, die ganz von der Sonne erhellt sind, einer warmen, vibrierenden, wärmenden Sonne, die auf den roten Blumen der Gärten erstrahlt und in großen Lichtflecken auf dem Sand der Alleen explodiert."
André Warnod in 'Comoedia'
Die französische Malerin Blanche-Augustine Camus ist die Tochter des Pharmazeuten und Botanikers Edmund Gustave Camus und dessen Frau Aimée Françoise, geborene Choinel.
Die französische Malerin Blanche-Augustine Camus wird am 27. Oktober 1884 in Paris geboren. Sie ist die Tochter des Pharmazeuten und Botanikers Edmund Gustave Camus (1852–1915) und dessen Frau Aimée Françoise, geborene Choinel (geb. 1856). Die Eltern stammen aus wohlhabenden Familien. Die Pharmazie des Vaters ist an der Ecke der Rue de l’Abbé Groult und der Rue Lecourbe. Ihre ältere Schwester Aimée Antoinette Camus (1879–1965) tritt als Botanikerin in die Fußstapfen des Vaters und wirkt im Naturhistorischen Museum in Paris. Camus studiert von 1902 bis 1908 an der Académie Julian und an der École des Beaux-Arts in Paris bei dem Historienmaler Tony Robert-Fleury, dem Porträt- und Aktmaler Jules-Joseph Lefebvre und bei Adolphe Déchenaud.
Camus und Saint Tropez
Nach ihrer Ausbildung zieht die Pariserin 1908 nach Saint Tropez. Sie verkehrt mit den Malern Henri-Jean Guillaume Martin (1860 –1943) und André Dunover de Segonzac (1884–1974), der regelmäßig die Sommer in Saint Tropez verbringt. Im Süden entstehen ihre postimpressionistischen, sonnendurchfluteten, farbkräftigen Landschaften, Gartenansichten und Familienporträts im Freien, die sie erstmals 1911 im Salon des Artistes Français zeigt. Sie erhält 1920 die Goldmedaille und stellt bis 1939 regelmäßig im Salon aus. Ihre südlichen Motive werden auch 1912 in der Galerie Georges Petit gezeigt und von der Kritik hochgelobt. André Warnod schreibt in der Comoedia: „Des toiles tout illuminées de soleil, un soleil chaud, vibrand, réchauffant, qui resplendit sur les fleurs rouge des jardins, éclate en grandes taches de lumière sur le sable des allées." (Diese von der Sonne erleuchteten Leinwände, einer warmen, lebhaften, erwärmenden Sonne, die von den roten Blumen der Gärten funkelt und in großen Lichtteichen auf dem Sand der Alleen explodiert). Auch in der Pariser Galerie Bernheim-Jeune sind ihre Arbeiten ausgestellt. Die Malerin stirbt 1968 nur drei Jahre nach dem Tod ihrer Schwester.
Camus Blanche Gemälde im Haus von Jay Leno
Camus Gemälde tauchen regelmäßig in Auktionen auf. Der bisherige Rekordpreis von rund 95.000 Euro wird 2019 in Barcelona für Ihr Gemälde Piqnique au jardin (Picknick im Garten) aus dem Jahr 1920 gezahlt. Eines von Camus großformatigen Gemälden befindet sich heute im Besitz des amerikanischen Entertainers Jay Leno und hängt in dessen Haus in Newport, Rhode Island.
In der Antiques Roadshow von PBS vom 10. Mai 2021 wird es besprochen. Camus Arbeiten sind heute im Museum für Kunst und Archäologie in Besançon, im Musée Denon in Chalon-sur-Saône, im Musée de la Chartreuse in Douai, im Kunstmuseum in Lyon, im Musée des Beaux-Arts in Nizza und im Musée des Beaux-Arts von Pau zu finden.
Femme lisant (Lesende)
Blanche-Augustine Camus, Femme lisant (Lesende), 1920er Jahre
Öl auf Leinwand, 63,5 x 80 cm, Heidi Horten Collection, Wien
Blanche-Augustine Camus ist in der Heidi Horten Collection mit dem Ölgemälde Femme lisant (Lesende) vertreten, das die Künstlerin mit „Bl. Camus“ signiert hat. Es ist in den 1920ern entstanden und zeigt ihre Schwester, die Botanikerin Aimée Antoinette Camus (1879–1965), wie sie in einem zusammenklappbaren Liegestuhl liegend im Wintergarten von Camus Haus in Saint Tropez ein Buch liest.
Das Motiv der "lesenden Schwester"
Links: Blanche Camus, Femme lisant au jardin (Frau im Garten lesend), Öl auf Leinwand, 63 x 79 cm, signiert r.u. „Bl. Camus“
Rechts: Blanche Camus, Femme lisant (Lesende), Öl auf Leinwand, 64,8 x 80,9 cm
Das Motiv der lesenden Schwester taucht in Camus Werk mehrmals auf und ist Teil ihres Werkkomplexes der Familienbilder im Freien. Die Schwester ist durch ihre strenge Frisur gut erkennbar. Sie trägt ihr langes dunkles Haar zu zwei Zöpfen geflochten, die über beiden Ohren zusammengerollt sind. In ihren Gemälden ist die Schwester immer in ein Buch vertieft in Camus Haus, am Tisch, vor dem offenen Fenster, auf der Terrasse oder im Garten dargestellt. Sie ist aber auch Teil mehrerer Familienbilder im Freien, in denen Kinder abgebildet sind. Laut Béatrice Chassés Forschungen bleiben jedoch beide Schwestern unverheiratet und kinderlos.
Blanche Camus Porträt ihrer Schwester Aimée Antoinette Camus
Blanche-Augustine Camus Femme lisant au terrace (Lesende auf der Terrasse)
Die Schwester der Künstlerin teilt die Leidenschaft des Vaters Edmund Gustave Camus für Botanik. Bereits mit 15 Jahren erscheint ihre erste gemeinsame botanische Publikation. Sie veröffentlichen mehrere botanische Schriften und arbeiten bis zum Tod des Vaters 1915 an dem Standardwerk zu den Orchideen Europas und des Mittelmeerbeckens: Iconographie des orchidées d’Europe et d Bassin Méditerranéen, das sie nach seinem Tod fertigstellt und herausgibt. Mit ihrem Vater sammelt sie mehr als 50.000 Arten für das familieneigene Herbarium.
Aimée Antoinette Camus lebt zeitlebens in Paris, wo sie unbezahlt im Muséum national d’Histoire naturelle (Nationalmuseum für Naturgeschichte) arbeitet. Dort taxiert sie die Pflanzen, die aus den französischen Kolonien ins Museum gelangen, auf ihren ökonomischen Wert. Sie benennt allein 677 Pflanzenarten (und hält damit den 2. Platz unter den Botanikerinnen). Sie gibt ein Standardwerk über Eichen (lat. Quercus) heraus und schreibt daneben mehrere populäre Gartenbücher. Nach ihr werden zwei Pflanzengattungen 1961 Camusia J.W. Lorch und 1966 Camusiella Bosser benannt.
Mit ihrer älteren Schwester bleibt Blanche Camus ein Leben lang eng verbunden. Nach dem Tod des Vaters erkunden die beiden Frauen gemeinsam die Pyrrhenäen und beteiligen sich an mehreren Forschungsreisen in die Mittelmeerregion und in die Türkei. Es ist naheliegend, dass ihre Schwester die Künstlerin regelmäßig in Saint Tropez besucht und als Naturwissenschaftlerin während ihres Aufenthaltes viel liest. Die Schwester beim Lesen zu malen, vereint die beiden in ihrer jeweiligen Passion: die eine liest, während die andere sie malt – so sind sie gemeinsam in ihr jeweiliges Metier vertieft.
Blanche-Augustine Camus Lesende mit Kind vor dem offenen Fenster mit Blick aufs Meer
Blanche Camus La Lecture sous les arbres (Die Lektüre unter Bäumen) Öl auf Lewinand, 60 x 73 cm
Blanche-Augustine Camus A l'ombre de l'yeuse sur les hauteurs, Fine Art Auctions Paris (FAAP), 11. März 2019
Autorin: Verena Traeger
Quellen
Chassé, Béatrice
Madame Aimée Antoinette Camus: One of the Last Great Amateurs (paper on Madame Camus at the 7th International Oak Society Conference in France) online als PDF: http://www.internationaloaksociety.org/sites/default/files/files/IO/IOS%20Journal%20%2324/06-ios%2324-chasse%CC%81.pdf
Aimee Antoinette Camus
https://fr.wikipedia.org/wiki/Aim%C3%A9e_Antoinette_Camus
https://thedailygardener.org/aimee-antoinette-camus/
Blanche Camus
https://en.wikipedia.org/wiki/Blanche-Augustine_Camus
Jay Leno