Heidi Goëss-Horten © Ouriel Morgensztern
“I am proud, with my collection and the construction of the museum, to have created something lasting, which future generations will also be able to experience when they visit my museum and take joy in the art that has given me such joy for so long.”
Heidi Goëss-Horten
André Hambourg
André Hambourg
„Salonmaler, Illustrator, Kriegsreporter, Maler der französischen Marine“
Der französische Künstler André Hambourg wird am 5. Mai 1909 in Paris geboren.
Von 1926 bis 1930 studiert er Bildhauerei bei Paul Niclausse an der École Nationale Superieure des Arts Decoratifs und danach Malerei bei Lucien Simon an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts. Noch während seines Studiums zeigt die Galerie Taureau in Paris 1928 seine erste Einzelausstellung – Hambourg ist erst 19 Jahre alt. Nach dem Studium arbeitet er in Ateliers am Montparnasse und stellt bald in den Pariser Salons aus. Er wird 1931 Mitglied des Salon de l’Art Français Indépendant und des Salon de l’Oeuvre Unique. Im selben Jahr besucht er erstmals die Normandie und Honfleur.
Hambourgs Motive
Hambourg malt romantische Seestücke und belebte Strandszenen, aber auch Porträts, Akte, Landschaften, Stillleben und figurale Kompositionen. Seine Motive findet er in seiner Heimatstadt Paris sowie in Deauville, Trouville, Marie Le Martin, Saint Marie de Provence, Quilleboeuf, Honfleur, Sceaux, Arcachon, Villefranche, Mougins, Menton und außerhalb Frankreichs. Er malt in Venedig, Solferino, London, Casablanca, Jerusalem, New York und in Nordafrika: Algerien und Marokko. Daneben ist Hambourg rund 40 Jahre ein erfolgreicher Illustrator.
L’École de voile sortant vers la plage de Deauville
/ Beau-Temps l’Après-midi à Trouville
Hambourg ist mit zwei kleinen Ölgemälden L’École de voile sortant vers la plage de Deauville (Die Segelschule unterwegs zum Strand von Deauville) und Beau-Temps l’Après-midi à Trouville (Schönes Wetter nachmittags in Trouville) in der Heidi Horten Collection vertreten. Beide Arbeiten entstehen in den 1960er Jahren an der normannischen Küste. Hambourg hat ein Atelier in einem normannischen Bauerhaus, in dem er damals viel Zeit verbringt. Mit beschwingtem, lockeren Pinselduktus setzt er gekonnt die kräftigen Farben und stimmigen Farbakzente auf die Leinwand. Es sind sommerliche Motive an den eleganten Nobelbadeorten der Normandie Deauville und Trouville: eine Segelschule, die bei gutem Wind mit geblähten Segeln auf dem Weg zum Strand von Deauville ist und Badende und Sonnenanbeter:innen am Strand bei schönem Wetter nachmittags in Trouville. Hambourg hat mit seinen rasch gesetzten kurzen Pinselstrichen sowohl die ruhig dahin gleitenden Segelboote als auch die belebte Badeszene exzellent eingefangen. Man spürt die sengende Sonne über dem überfüllten Strand und kann beim Betrachten des Getümmels den fröhlichen Lärm der badenden Kinder und Jugendlichen förmlich hören.
André Hambourg (1909 – 1999), Beau-Temps l’Après-midi à Trouville (Schönes Wetter am Nachmittag in Trouville), um 1960, Öl auf Leinwand, 26,5 x 35,5 cm, Heidi Horten Collection
Hambourg und Nordafrika
Plakat zu Hambourgs Ausstellung Voyage 1973 den Salons de L’Hôtel de Ville von Trouville
Postkarte von André Hambourg an einen Freund 1967 aus Marrakesch
http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/andr%C3%A9-hambourg/5-las-avec-dessins-IUZAUE86b_iTlKMG39CcWw2
Die erste von vielen Ehrungen, die Hambourg erhält, ist 1933 der französische Abd-el-Tif -Preis, der von 1907 bis 1961 jährlich von der Gesellschaft der französischen Orientalisten-Malern vergeben wurde. Das Preisgeld ermöglicht dem Preisträger ein Jahr lang in der Villa Abd-el-Tif in Algier zu leben und zu arbeiten. Hambourg bricht zum ersten Mal nach Nordafrika auf. Er bleibt zehn Jahre und malt in Algerien und Marokko. Das starke Sonnenlicht und die Armut der Region inspirieren ihn. Für den algerischen Pavillon Exposition Internationale in Paris malt er 1937 ein großes Wandgemälde und wird Preisträger. Seine nordafrikanischen Motive zeigt er in unzähligen Einzelausstellungen in Algerien u.a. in der Küstenstadt Oran sowie 1939 im Musée d’Outre-Mer in Paris.
Hambourg und der zweite Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wird Hambourg ab 1939 als Militär-Reporter und Zeichner eingesetzt. Unter dem Pseudonym André Hache arbeitet er von 1942 bis 1945 für die Soldatenzeitung der französischen Wehrmacht: Journal de Commissariat à la Guerre. Er beteiligt sich an mehreren Spezialmissionen auf unterschiedlichen Kriegsschiffen. Er wird 1944 zum Kriegskorrespondenten ernannt und in die Belegschaft des interalliierten Supreme Headquarters Allied Expeditionary Force (SHAEF) aufgenommen.
Hambourg beteiligt sich an Feldzügen in Deutschland, im Elsaß und am Atlantik sowie an der Befreiung Frankreichs. Für seine Verdienste erhält er das Croix de Guerre (Kriegskreuz). Noch vor Kriegsende wird er der erste Delegierte der Four Arts Aid Society. Hambourg wird auch Ritter des Ordre de la Santé Publique (des Ordens der Volksgesundheit). Nach dem Zweiten Weltkrieg erscheinen 1947 seine beiden Bücher Berchtesgaden-Party and D’Alger à Berchtesgaden (von Algier nach Berchtesgaden), die er auch selbst illustriert. Sie handeln von seinen Erlebnissen als Kriegskorrespondent.
Hambourg und die Marine
Nach dem Zweiten Weltkrieg lebt Hambourg für kurze Zeit als freischaffender Künstler, er heiratet 1948 Nicole Rachet, die Enkelin des Arztes und Freundes des französischen Malers Eugène Boudin, bevor er 1952 zum offiziellen Maler der französischen Marine bestellt wird. An Bord vieler französischer Marine-Schiffe unternimmt er ab 1963 zahlreiche Reisen in die darunter nach Venedig, Großbritannien, Israel, Mexiko (1978), in die USA (1973, 1978 und 1979) sowie in die damalige Sowjetunion und an die Elfenbeinküste (1971–1972). An Bord der Commandant Bourdais und der Jeanne d’Arc nimmt er 1983 –1985 an Weltreisen teil. Überall entstehen Skizzen und Vorstudien zu Gemälden und Illustrationen. Die internationalen Reisen beeinflussen sein künstlerisches Schaffen. Die Marine zeichnet Hambourg als Ehrenpreisträger des Salons de la Marine aus und befördert den Künstler zum offiziellen Maler des französischen Marineministeriums.
André Hambourg
Hambourgs Künstler-Karriere
Plakat zur Ausstellung 1970-71 im Maison de la Culture in Bourges
In den 1950ern und 1960ern stellt Hambourg u. a. in Paris 1956 in der Galerie Cardo Matignon und 1966 in der Galerie Paul Pétrides aus, die ihn ab 1961 in Frankreich offiziell vertritt. Ab 1962 wird er auch von den Wally Findlay Galleries in den USA vertreten. In dieser Zeit hat Hambourg ein Atelier in der Normandie und ab 1972 ein weiteres Atelier in einem Olivenhain in St. Rémy-de-Provence. In Trouville werden 1964 und 1973 Retrospektiven gezeigt. Im Maison de Culture in Bourges, dem Hauptort des Départements Cher in der Region Centre-Val de Loire, wird 1970/71 mit 500 Werken, Gemälden, Zeichnungen, Pastellen, Grafiken und Illustrationen eine repräsentative Retrospektive des Künstlers gezeigt. 1974 zeigt auch das Musée d’Anties eine Retrospektive.
Weitere Ausstellungen folgen, darunter 1973 Voyage mit afrikanischen Motiven in den Salons de L’Hôtel de Ville (Rathaus) von Trouville, 1976 in Beverly Hills und New York, 1977 im Musée de la Marine in Paris, 1978 in Palm Beach und Beverly Hills, 1979 in Chicago und “Zeichnungen von Venedig” in der Galerie Varine-Gincourt in Paris – im selben Jahr wird auch der Salle Hambourg im Museum von Trouville eröffnet, 1981 Livres Illustrés im Museum in Vire, 1985 Bonjour New York in den Wally Findlay Galleries in New York, 1986 “Die Gegenwart von André Hambourg” im Salon du Dessin et de la Peinture à l’Eau in Paris, 1987 André Hambourg en Côte-d’Ivoire in der Galerie Guigne in Paris und 1989 André Hambourg à Venice in der Galerie Apestéguy in Deauville sowie 65 Werke im Salon de la Société Nationale des Beaux-Arts in Paris. 1991 zeigen das städtische Museum und die Bibliothek von St. Rémy Arbeiten von 1942 bis 1990 sowie von ihm illustrierte Bücher sowie die Galerie Étienne Sassi Werke aus den Jahren an 1926–1991. 1995 finden Ausstellungen in Deauville und in Trouville sowie im Musée de la Marine de Seine in Caudebec-en-Caux statt.
Die bewegendste Eröffnung ist aber 1988 die Abteilung der Hambourg-Rachet Stiftung im Musée Eugène Boudin zu Ehren ihres 1980 verstorbenen Sohnes Pierre.
Hambourg, der bereits durch die Herstellung von Wandgemälden auf Schiffen entsprechend Erfahrungen gesammelt hat, erhält 1972 den Großauftrag für das monumnetale Wandbild im Empfangssaal des neuen Europäischen Gerichtshofes in Luxemburg. Das Panoramabild wird im darauf folgenden Jahr in einer feierlichen Zeremonie in Anwesenheit des luxemburgischen Präsidenten Robert Lecourt sowie des Herzogs und der Herzogin von Luxemburg im Rathaus enthüllt.
Am 4. Dezember 1999 stirbt André Hambourg in Paris. Heute befinden sich Werke des Künstlers in verschiedenen Sammlungen darunter in den Pariser Museen: Musée National d'Art Moderne (MNAM), Musée national de la Marine und im Musée des Arts d'Afrique et d'Océanie. Auch nach seinem Tod werden Hambourgs Werke in Ausstellungen gezeigt wie 2001 in André Hambourg: la vie au grand air im Musée Olympique in Lausanne oder 2002 in der Gruppenausstellung Lumineuse Algérie, sous le regard des peintres de marines (1830–1960) im Musée national de la Marine in Toulon.
Autorin: Verena Traeger
Quellen
http://artsalesindex.artinfo.com/asi/lots/3293047
https://www.artsper.com/at/zeitgenossische-kunstler/frankreich/21442/andre-hambourg
https://www.leightonfineart.co.uk/artist/andre-hambourg/
https://www.1stdibs.com/de/creators/andre-hambourg/art/paintings/?modal=intlWelcomeModal
https://web.archive.org/web/20181210231356/https://www.andrehambourg.org/